Urkundenübergabe für 100 Jahre Fußball beim TuS Wustrow

Dirk Heilemann (Vorsitzender) Jörn Lutze (Geschaftsführer) und Andreas Trittel (v.l.)
Andreas Trittel

Die Urkundenübergaben in Wustrow erfolgte jetzt. Die Bälle 10 x NFV, 10 x DFB wurden bereits auf der JHV des Vereins Anfang Februar 2023 übergeben. Die Urkunden mußten nachgreicht werden, da die Urkunde des DFB verspätet zugegangen waren. Somit ist auch der TUS Wustrow ohne eine Jubiläumsfeier aus 2021 geehrt worden.

Im gleichen Atemzug konnte auch Andreas Trittel sein Jugendleiter-Ehrenzeichen in Silber entgegen nehmen.

20. März 2023

TuS Wustrow in Liga 3 und Boje beim HSV

1891 wurde der Männer-Turnverein (MTV) Wustrow gegründet. Erste Fußballinteressenten organisierten sich vermutlich bereits ab 1914.
Zeitungsbericht vom Montag 22.06.1936 - 20jährigen Bestehen des SV Wustrow

Ein Zeitungsbericht vom 28.07.1914 gab Auskunft, dass Wustrow gegen Jeetzel in Königshorst 5:0 verloren habe. 1916 schlossen sich junge Menschen zum SV Concordia von 1916 zusammen. Durch Kriegsdienst und dem 1. Weltkrieg kam das Fußballspiel zum Erliegen.

1920 fand man sich wieder zusammen und nahm dann 1921 am organisierten Spielbetrieb teil. Der damalige SV Wustrow schloss sich dem Verband Mitteldeutscher Ballspielvereine (VMBV) an und nahm fortan an den Pflichtspielen teil. Der VMBV war ein Sportverband, der von 1900 – 1933 existierte und sein Verbandsgebiet in mehrere regional begrenzten Gebiete, so genannte Gaue, einteilte. Zwischen 1919 und 1923 wurden über die Gauligen Kreisligen aufgesetzt, die mehrere Gaue beinhalten. In der Gauliga Jeetze spielte der SV Wustrow in der 1. Klasse von 1923 – 1930 und belegte den dritten Platz hinter VfB 07 Klötze und FC Salzwedel 09, die sich die sieben Titel auch teilten, in der ewigen Tabelle.

In vorhandenen Protokollen feierte man 1925 das fünfjährige und 1930 das 10jährige „Stiftungsfest“. Das Gründungsjahr des SV Wustrow wurde mit 1920 festgelegt. Laut Eintrag des Vereinsmeldebogens ist die Spartengründung Fußball jedoch erst 1921 erfolgt.

Während der nationalsozialistischen Zeit wurde sogar das Jahr 1916 als Gründungsjahr ausgegeben.

Ende der 1920er Jahre rückte Herbert Boje in die 1. Mannschaft auf und überzeugte mit seinen Fähigkeiten. Unter seiner Regie praktizierte der SV Wustrow, den so genannten Boje-Kreisel, der sie auf dem 1930 eröffneten Fehl-Sportplatz in Wustrow zu einem schwer bezwingbaren Kontrahenten machte.

Herbert Boje war der herausragende Fußballer der 30er Jahre. Als 18jähriger wurde er vom HSV verpflichtet und spielte dort in der 1. Mannschaft. Nach einjährigem Gastspiel musste er die heimische Fleischerei übernehmen und war fortan für den TuS Wustrow im Einsatz. Bis Mitte der 50er Jahre spielte er in der 1. Herren.

Beide Vereine, MTV Wustrow und der SV Wustrow schlossen sich am 01.04.1939 zur Turn- und Sportgemeinschaft 1891 Wustrow zusammen. Zu diesem Zeitpunkt zählte die Gemeinschaft 161 Mitglieder. Beiträge wurden noch bis 1943 erhoben. 35 Mitglieder zahlten 1943 in die Vereinskasse.

TuS Wustrow war Mitglied des Nationalsozialistische Reichsbund für Leibesübungen (NSRL)

Die 1.Herren 1946 zeigt die Mannschaft, die bereits 1945 gegen englische Regimentsmannschaften spielte

Während des 2. Weltkrieges kam der Fußball erneut zum Erliegen.

Bereits im August 1945 wurden wieder Fußballspiele gegen die hier stationierten britischen Streitkräfte ausgetragen. Obwohl die Alliierten alle Vereine auflösten, Kontrollgesetz 2, Kontrollratsdirektive 23 vom 12.12.1945, wurde weiter Fußball gespielt.

Im Frühjahr 1946 versammelten sich die Fußballer, um eine neue Kreisorganisation aufzubauen. Karl Striecks langjähriges Vorstandsmitglied des TuS Wustrow wurde erster Spielausschussvorsitzender des Kreises Lüchow-Dannenberg.

Kreismeister 1946/47 und Afsteiger in die Bezirksklasse

Wustrow wurde in der Saison 1946/47 erster Kreismeister und stieg in die Bezirksklasse auf. 1949 gab es in Niedersachsen eine neue Klasseneinteilung. Unter der zweigleisigen Amateurliga, in der u.a. Teutonia Uelzen in der Staffel Ost vertreten war, spielte nun der TuS in der Verbandsklasse Staffel 3 u.a. mit SC Uelzen. Es war die dritthöchste Spielklasse hinter Regional- und Amateurliga. Nach zwei Jahren kam dann 1951 der Abstieg zusammen mit Lüchow in die Heidebezirksklasse Ost. Die Verbandsklasse hieß nun Amateurliga, denn Niedersachsen hatte nun eine Amateur-Oberliga als höchste Liga. Es folgten:

  • Saison 1951/52 Vize-Staffelsieger
  • Saison 1953/54 Dritter Platz in der Bezirksklasse
  • Saison 1954/55 Staffelsieger in der Bezirksklasse mit 143 Toren
  • Saison 1955/56 Vize-Staffelsieger
  • Saison 1956/57 Staffelsieger in der Bezirksklasse
  • Saison 1957/58 Vize-Staffelsieger
  • Saison 1968/69 Abstieg in die 1. Kreisklasse
  • Saison 1971/72 Aufstieg in die Bezirksklasse
  • Saison 1978/79 Dritter und Aufstieg in die neue Bezirksliga
  • Saison 1995/96 Abstieg in die Bezirksklasse
  • Saison 1999/00 Abstieg in die Kreisliga Lüchow-Dannenberg
  • Saison 2000/01 Kreismeister und Wiederaufstieg in die Bezirksklasse
  • Saison 2001/02 Abstieg in die Kreisliga Lüchow-Dannenberg
  • Saison 2017/18 Als siebter Abstieg in die 1. Kreisklasse Heide-Wendland
  • Saison 2018/19 Vizemeister 1. Kreisklasse und Aufstieg Kreisliga HWL
  • Saison 2019/20 Corona Abbruch und als Dritter Aufstieg Bezirksliga
  • Saison 2020/21 Annullierung Zweiter Staffel 2 Bezirksliga kein Aufstieg

In den Nachkriegsjahren waren sogenannte „Interzonenspiele“ die Höhepunkte des Jahres. Mehrfach waren die Mannschaften aus Salzwedel Gegner.

Am 06.06.1953 spielte der TuS Wustrow in Gotha (Thüringen) gegen ESV Lokomotive Gotha. Dieses Spiel fand vor der Kulisse von ca. 6.000 Zuschauern statt. Beide Mannschaften bestritten das Vorspiel des 1. Rundenspieles um den FDGB-Pokal (Pokalwettbewerb der DDR) zwischen BSG Motor Gotha und BSG Motor Wismar.

1950 errang die 1. Mannschaft den Sieg im Heidepokal (Foto links). Diesen Erfolg konnte Wustrow 1960 wiederholen.

Im DFB-Pokal spielten die Wustrower dann im Eilenriedestadion gegen den deutschen Amateurmeister Hannover 96. Das Spiel endete 10:1 für 96.

Highlights der letzten Jahrzehnte waren zwei Begegnungen gegen damalige Bundesligisten. Am 19.05.1978 gegen den FC St. Pauli und am 12.07.1991 gegen Eintracht Braunschweig. Für Braunschweig schnürten damals so bekannte Namen wie Uwe Hain, Dirk Schuster, Ralf Geilenkirchen, Peter Lux und Igor Belanow ihre Fußballschuhe.

Der TuS Wustrow konnte sein Pokalerfolg aus 2018 wiederholen.

In den letzten fünf Jahren konnte mit Niclas Böhnsch, ein damals 19jährigen Trainer gefunden werden, der aus der A-Jugend kam und eine schlagfertige Truppe aufgebaut hat. Nach 2007 wurde 2018 der letzten Kreispokal des NFV Kreises Lüchow-Dannenberg geholt und im darauffolgenden Jahr der ersten Kreispokal des neugeschaffenen NFV Kreises Heide-Wendland überraschend gewonnen. Der TuS aus Wustrow lag bereits 0:2 gegen den TuS aus Barendorf zurück, drehte aber in der 2. Hälfte das Spiel zu einem 4:2 Sieg. Dieses Spiel vor ca. 900 Zuschauern war mit Sicherheit das größte Ereignis der letzten Jahre für den TuS Wustrow. 2020 wurde Horst-Helmut Zacharias für 31 Jahre Schiedsrichterdienste mit der Kreisehrennadel in Gold ausgezeichnet.

Bericht aus Juni 2021: Michael Paul dank Unterstützung und Foto Bereitstellung von Christian Bönsch